U-Boot-Bunker in Lorient

Auf der Halbinsel Keroman, in der Nähe der französischen Stadt Lorient, errichtete die deutsche Wehrmacht zwischen 1940 bis 1944 auf dem darauf befindlichen Hafengelände die größte U-Boot-Schutzanlage zur Wartung und Reparatur von U-Booten am Atlantik. Am Bau dieser Anlage war die Firma Philipp Holzmann maßgeblich beteiligt.

Karl Dönitz, der ab 1939 Oberbefehlshaber der U-Boote war, schlug Adolf Hitler vor, dass hier ein Bau einer U-Boot-Schutzanlage zur Wartung und Reparatur von U-Booten aus militärischen Gesichtspunkten sinnvoll wäre. Hitler nahm den Vorschlag an und erteilte seine Zustimmung für den Bau der Anlage. Dönitz wandte sich daraufhin direkt an Dr. Fritz Todt, der die Leitung der namensgleichen „Organisation Todt“ (OT) hatte.

Todt begab sich 1940, Mitte November, nach Lorient. Hier besichtigte er das Hafengelände und damit das zukünftige Baugebiet. In diesem Zusammenhang wurden gleich auf dem Gelände erste Bodenuntersuchungen durchgeführt, um die gewonnenen Erkenntnisse in die Planung für die einzelnen Bunker einfließen zu lassen.

Auf Grund der vorgefundenen Baugrundverhältnisse (die vorwiegend aus unterschiedlich hoch anstehenden Granitfelsen mit zum Teil darüber befindlichen Klei- und Schlickschichten bestanden) wurde entschieden, eine Trockenbunkeranlage mit Aufschleppanlage und einer Verschiebebühne zu bauen. Mit dieser Bauweise hielten sich die Erdarbeiten in Grenzen. In den Bereichen in denen die Fundamente nicht den Felsboden erreichten, wurden zur Stabilisierung des Baugrundes Pfähle eingebracht.

Die Verschiebebühne befand sich zwischen den Bunkern Keroman I und II. Mittels zweier Verschiebewagen war es möglich, das jeweilige U-Boot vor eine der zwölf Boxen zu schieben, um es dann mittels technischer Unterstützung in eine der Boxen zu ziehen. Im Schutze der Box konnten dann sicher vor Bombenangriffen Wartungs- und Reparaturarbeiten am jeweiligen U-Boot vorgenommen werden.

Die Organisation Todt (OT) begann im Februar 1941 mit dem Bau des ersten Bunkers Keroman I. Bei diesem Bauvorhaben wirkten deutsche und französische Ingenieure, Bauexperten und tausende Zwangsverpflichtete mit. Fertigstellung war am 01. September 1941. Parallel dazu wurde ab Mai 1941 auch mit dem zweiten Bunker Keroman II begonnen, dessen Fertigstellung erfolgte noch im Dezember 1941.

Der damalige Oberbefehlshaber der (Kriegs-)Marine (ObdM) Dönitz forderte noch im März 1941 die Erweiterung der Anlage, so dass insgesamt 30 U-Boote gleichzeitig gewartet und repariert werden können. Das führte dazu, dass ein Nassbunker (Keroman III) mit einer Anzahl von 13 U-Booten geplant und gebaut wurde. Der gesamte Bunkerkomplex auf dem Hafengelände sollte später einmal fünf Bunker umfassen.

Vollendet bzw. realisiert wurden zwischen den Jahren 1941-1944 nur Keroman I, II und III. Der Bunker Keroman IVb wurde nicht gebaut. Mit dem Bau des Bunkers Keroman IVa dagegen wurde im Sommer 1943 begonnen. Die Arbeiten gingen hier nur sehr langsam voran. Am 24. April 1944 wurden die Bauarbeiten an der Anlage komplett eingestellt und die Arbeitskräfte zum Bau an den Atlantikwall abgerufen. Nach Kriegsende wurden die Bunker von der französischen Marine noch 50 Jahre lang als Standort für U-Boote genutzt. Nach Rückgabe der Anlage an die Stadt Lorient, unterliegt sie heute einer reinen zivilen Nutzung.

Ausführliche Texte zum Herunterladen:

U-Boot-Bunker in Lorient Teil A – Gesamtanlage (1,61MB)

U-Boot-Bunker in Lorient Teil B – Bauverfahren (2,18MB)

Fotomaterial

Lageplan

Der Lageplan zeigt die geplante Bunkeranlage mit den Bunkern Keroman I bis IV. Die Bunker Keroman I bis III wurden gebaut.Vom Bunker Keroman IVa sind nur Teile errichtet worden, Keroman IVb wurde nicht gebaut. 

Keroman I

Der Bunker Keroman I wurde in der Zeit von Februar 1941 bis September 1941 gebaut. Er beherbergte eine Aufschleppbox und fünf Boxen für die Wartung und Reparatur der U-Boote. Der Bunker hat eine Gesamtlänge von ca. 120 m, eine Breite von ca. 101 m und eine Höhe von ca. 18 m.

Keroman II

Der Bunker Keroman II war ein Trockenbunker mit acht Boxen. Gebaut wurde er in der Zeit von Mai 1941 bis Dezember 1941. Er hat eine Gesamtlänge von ca. 149 m, eine Breite von ca. 123 m und eine Höhe von ca. 18 m. 

Verschiebebühne

Zwischen den Bunkern Keroman I und II befand sich die Fläche für die Verschiebebühne. Die Fläche war ca. 128 m lang und ca. 48 m breit. Die Verschiebebühne wurde im Zusammenhang mit Keroman I und II gebaut und zwischen beiden Bunkern integriert.

Keroman III

Keroman III wurde im Zeitraum Oktober 1941 bis Januar 1943 erbaut und war als Nassbunker mit sieben Boxen für die Anzahl von 13 U-Booten vorgesehen. Die Gesamtlänge beträgt ca. 168 m, die Breite ca. 142 m und die Höhe ca. 18 m. 

Keroman IVa und IVb

Im Sommer 1943 rüstete sich Lorient für die zum Ende 1944 angekündigte neue U-Bootgeneration des Typs XXI. Diese großen U-Boote konnten nicht mehr in den vorhandenen Bunkern Keroman I bis III untergebracht werden, so dass neue und noch größere Bunker erforderlich wurden. Gemäß der damaligen Planung waren dafür zwei Bunker, Keroman IVa und Keroman IVb, mit einer Anzahl für insgesamt 24 U-Boote geplant.

2 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr,

    Gestatten Sie mir, einige Bilder zb Keroman I und III von Philipp Holzmann AG kostenlos auf meiner wissenschaftlichen und kostenlosen Website zu veröffentlichen ?
    https://un-historien-a-lorient.fr/
    Die Bilder werden mit der Erwähnung © holzmann-bildarchiv.de
    oder einer anderen Erwähnung angezeigt, die zu Ihnen passt
    Danke im Voraus
    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Yves Berthelot

    Agrégé d’histoire
    Docteur en histoire

  2. Eckhard Hofmann sagt

    Boris Herrmann wurde als Deutscher vor einigen Tagen gefeiert. Ich bin sehr begeistert der Vendée Globe. Aber nun nach Kenntnis der Deutschen Bunkeranlagen schäme als Deutscher ich mich.

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