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Abschlussbericht zum Bildbestand der Philipp Holzmann AG

Das im Oktober 2017 in die Räume des BBWA überführte Philipp-Holzmann-Archiv umfasste zunächst 65 Laufmeter an Hängemappen und Aktenordnern. Die fotografische Dokumentation des international tätigen Baukonzerns umfasst dabei Aufnahmen beginnend im späten 19. Jahrhundert und endend im Jahr 2002.

Neben dem eigentlichen Hauptthema, der bildlichen Dokumentation des jeweiligen Bauprojektes, erlaubt das Bildmaterial historische Einblicke in die soziale und politische Situation. So finden sich u.a. Informationen zu Arbeitskleidung- und -geräten, Unterbringungsquartieren, Zwangsarbeit, Kriegsschäden und deren Behebung, Naturkatastrophen und Renaturalisierung, Poträtaufnahmen von Staatsoberhäuptern sowie leitenden Angestellten und Auszubildenden, Städtebau und Stadtentwicklung, Versuchsaufbauten und Materialanalysen.

Das Scannen der überlieferten Materialien übernahm die Faktura gGmbh, eine Einrichtung zur Rehabilitation in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkter Menschen. In mehreren Etappen wurde hier der Bestand nach Material und Bearbeitungsbedürfnissen aufgeteilt und so an mehreren Arbeitsplätzen bearbeitet. Bis Ende Dezember 2019 wurden diese Arbeiten von Die Bildarchivare, einem Unternehmen für redaktionelle und dokumentarische Bildbearbeitung und von mir übernommen. Von 10.898 dokumentierten Altsignaturen entstanden bis Projektende und in Nacharbeiten bis Oktober 2020 bei Faktura 97.698 Digitalisate zu insgesamt 10.054 überlieferten Projektdokumentationen, welche sowohl Fotografien und zum Teil zugehörige Negative, Diavorträge, Länderprojekte als auch Videoaufnahmen umfasste. Die Hängemappen beinhalteten das Bildmaterial zu den Arbeitseinsätzen von ca. 1900 bis 1970/71. Die einzelnen Bauprojekte waren zum Großteil in separaten Umschlägen abgelegt, auf welchen in den meisten Fällen neben der Bezeichnung der Baustelle auch die zuständige Zweigniederlassung/ausführende Firma sowie die Bauzeit vermerkt ist.
Gelegentlich findet sich auch ein Hinweis auf zusätzliche Aufnahmen und verwandte Projekte, oder an wen Bilder verliehen wurden. Das Material setzt sich hauptsächlich aus Papierabzügen zusammen, enthält aber auch Glasnegative, Kleinbild- und Mittelformatnegative, Dias und Schriftstücke wie Briefe, Broschüren und Bildbeschreibungen. Zudem lagen großformatige Umschläge mit vielen Aufnahmen um die Jahrhundertwende sowie nach Städten alphabetisch sortiere Projekte vor.

Insgesamt wurden aus diesem Kontingent 69.614 Dateien erstellt, von denen 33.648 Bildvorderseiten (48,34%), 33.358 Bildrückseiten (47,92%), 2.139 Umschläge (3,07%) und 469 Dokumente (0,67%) sind. Eine Überprüfung der Vollständigkeit ist bisher nur in Grundzügen erfolgt, jedoch kann davon ausgegangen werden, dass einige Bilder nicht gescannt wurden.

Von den 2.491 dokumentierten Umschlägen (= aufgelisteten Bauprojekten) liegen 2.155 (86,51%) vor. Die übrigen 336 wurden nicht überliefert. Die Aktenordner beinhalteten das Bildmaterial zu den Arbeitseinsätzen von Oktober 1970 bis März 2002. Die einzelnen Bauprojekte waren zum Großteil in separaten Klarsichthüllen abgelegt. Zu vielen Negativen liegen Kontaktabzüge (Indexprints) vor, welche für das Scanprojekt präferiert wurden. Das Material setzt sich vornehmlich aus Negativen im Mittelformat, zu denen später vermehrt Kleinbildnegative kamen, sowie Dias und Dokumenten zusammen.

Insgesamt wurden aus diesem Kontingent 27.328 Dateien erstellt, welche einem Umfang von 281.043 Einzelbildern entsprechen. Eine Überprüfung der Vollständigkeit ist bisher nur in Grundzügen erfolgt, jedoch kann davon ausgegangen werden, dass einige Bilder nicht gescannt wurden. Zudem konnten Teile des überlieferten Materials bisher keinem Projekt eindeutig zugeordnet werden.

Von den 8.159 dokumentierten Projekten liegen 7.675 (94,07%) vor. Die übrigen 484 wurden nicht überliefert. Darüber hinaus wurden zu 109 (1,08% des überlieferten Bestandes) Länderprojekten 12.122 (12,41% der Digitalisate) Scans erstellt. Dieser Teilbestand ist nicht Teil des ursprünglichen Holzmann-Projektes und noch in Bearbeitung, so dass eine genaue Benennung der Einzelbilder derzeit nicht möglich ist. Auszugehen ist jedoch von etwa 40.000 Aufnahmen.

In Diakästen wurden 12.790 (3,87% der Einzelbilder) zumeist Farbdias zu Vorträgen und Präsentationen aufbewahrt, welche in 756 (0,77%) Dateien gescannt wurden. Von den ursprünglich 248 Projekten liegen 224 (90,32%) vor. Die übrigen 23 wurden nicht überliefert bzw. könnten zumindest in Teilen den zugehörigen Mappen- und Ordnerprojekten beigelegt worden sein. Ein Abgleich zu den fehlenden Dia-Projekten ist bisher nicht erfolgt. Zudem wurden 185 Videokassetten überliefert, welche im mp4-Format digitalisiert wurden. Diese machen 1,84% der überlieferten Projekte aus. Eine Dokumentation zum Umfang des Video-Archivs der Philipp Holzmann AG liegt nicht vor, so dass eine Angabe zur Vollständigkeit nicht gemacht werden kann.

Der Datenbestand der Mappenprojekte macht mit seinen 69.614 Dateien zwar 71,25% des Gesamtbestandes aus, die Ordner-Projekte (27,97%) halten mit 281.043 von 330.489 (85,04%) Einzelbildern jedoch inhaltlich den höchsten Anteil.

An die DDB wurden, unter Ausschluss der gescannten Umschläge und Dokumente, 60.109 Datensätze übermittelt, welche 33.588 Mappen-Projekte mit 36.656 Bildern (67.006 Dateien der Vorder- und Rückseiten) und 27.221 Ordner-Projekte mit 281.043 Bildern umfassen. Dies entspricht einem Umfang von 348.049 Bildern. Nach Überarbeitung des Datenbestandes in Augias ist von einer Korrektur der Zahlen nach oben auszugehen.

Kendra Rix

3 Kommentare

  1. Hübner, Georg sagt

    Als Holzmann-Bauleiter von 1990 bis 2002 hatte ich damals wenig Zeit für die Geschichte von Holzmann. Nunmehr besuche ich auf meinen Motorradtouren die Bauwerke von Holzmann.
    Völkerschlachtdenkmal, Elbtunnel, Vogelsang, Schiffshebewerk bei Lüneburg, Bahnhof Amsterdam, Bahnhof Berchtesgaden, Hochhäuser Frankfurt, Kongreßhalle Nürnberg usw. usw.
    Ich kann es bis heute nicht fassen, dass diese Firma in die Insolvenz ging. Es war ein Super-Arbeitsklima. Wir von der ZN Siegen haben noch heute Kontakt untereinander. Das Buch 150 Jahre Holzmann vom Chefarchivar der Deutschen Bank ist ebenfalls ein Dokument der deutschen Bauindustrie insgesamt.
    Die Fotos aus dem Archiv bezeugen den hohen technischen Stand von Holzmann.

  2. Hans-Jürgen Schellgaard sagt

    8.2.2024 H.J. Schellgaard
    Vielen der Holzmann Veteranen , auch mir geht es so ,die Insolvenz bis heute unbegreifbar . Mein Vater ging von Dänemark zur Baustelle des Hindenburgdamm , dort als Lockführer, später als Baggerführer, am Bau des Westwall , beim Bau des Kraftwerks Kaprun, danach Braunkohleabbau in Borken ,später Trümmerverwertung in Ffm , an Lahn und Mosel Kanalliesierung und vielen anderen Baustellen beschäftigt ,war ich auch viele Jahre , als Maschinenführer mit Stolz einer der Holzmänner geworden .Nach Weiterbildungen ,später in der Arbeitsvorbereitung auf der Gehespitz in Neu Isenburg. Meine Tätigkeit, beendete ich durch eine Anstellung 1984 an der Technischen Hochschule in Friedberg . Gerne denke ich an die Holzmann Zeit zurück . Bin dankbar, das jährlich, ein Holzmann Treffen der Veteranen in Frankfurrt stattfindet .

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