Baugeschichte
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Werkstoffforschung in der NS Zeit

Die Aktenüberlieferung der Stuttgarter Materialprüfungsanstalt

Unter diesem Titel fand am 20. Mai 2010 im Deutschen Technikmuseum Berlin eine Veranstaltung in der Reihe “Praktiken und Potentiale der Bautechnikgeschichte” statt.

Dr.  Norbert Becker, Dr. Volker Ziegler und Hanna Reiss vom Universitätsarchiv Stuttgart berichteteten über  archivische Erschließungsarbeiten, die seit Juni 2008 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert werden. Die hierbei entdeckten neuen Quellen geben nicht nur Aufschluss über zahlreiche Entwicklungen im Bauingenieurwesen und in der kriegsbedingten Ersatzstoffforschung, sondern sind auch für die Geschichte anderer ingenieurwissenschaftlicher Disziplinen, so z. B. für die Geschichte des Flugzeugbaus von Interesse.

Die Forschungs- und Materialprüfungsanstalt für das Bauwesen war mit 119 Mitarbeitern im Jahr 1944 eines der großen wissenschaftlichen Institute für die Werkstoffprüfung des Bauwesens in Deutschland. Sie war bei der Werkstoffauswahl und Werkstoffprüfung in den NS-Großprojekten wie Reichsautobahnbau und bei zahlreichen Brückenbauten aber auch bei der Normung im Bauwesen federführend und hatte während und nach der NS-Zeit eine zentrale Bedeutung für die Bildung von Personennetzwerken zwischen staatlichen Stellen, Wissenschaft und Bauindustrie. Der Stuttgarter Aktenbestand ist der einzige mit Unterlagen aus der Zeit vor 1960, der von einer der 14 wissenschaftlich arbeitenden Materialprüfungsanstalten im deutschsprachigen Raum erhalten ist.

Die Diskussion zeigte ein großes Intersse des Publikums an dem vorgestellten Ergebnissen der bisherigen Forschung. Trotz der erstaunlichen Einarbeitung der Archivare in  das ihnen fremde Fachgebiet mussten aber viele der gestellten Fragen offen bleiben mußten.

Kommentar von meiner Seite: Die Bedeutung der archivarischen Aufarbeitung technischer Unterlagen scheint erfreulicherweise zunehmend an Bedeutung zu gewinnen. Die bei der Erschließung des Holzmann-Bildarchivs von vornherein  angestrebte Zusammenarbeit der Fachbereiche Bauingenieurwesen und Informationswissenschaften bietet  gute Möglichkeiten, die  in der Auswertung und Erschließung von technischem Archivgut auftretenden Schwierigkeiten zu bewältigen.

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